Die Geschichte von Unlingen
Zeugnisse aus der Zeit von 1200 bis 500 v. Chr. belegen, dass bereits schon zu dieser frühen Zeit Menschen in unserer Gegend siedelten. 1163 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, durchlebte Unlingen bewegte Zeiten. So brachte Unlingen auch durchaus berühmte Persönlichkeiten hervor. Neben aller geschichtlicher Tradition hat es die Gemeinde nicht versäumt, sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einer sozial und wirtschaftlich fortschrittlichen und vielversprechenden Gemeinde zu entwickeln.
Unlingen wurde zum ersten Mal 1163 urkundlich erwähnt. Es gab bereits in früheren Jahren urkundliche Erwähnungen (so z.B. 811 und 843), die aber als Fälschung angesehen werden.
Grabhügel aus der Hallstattperiode gaben Zeugnis dafür, dass bereits 1200 - 500 vor Chr. diese Gegend von Menschen besiedelt war. Die Grabhügel wurden im 19. Jahrhundert n. Chr. eingeebnet. Es folgte die Zeit der Kelten, etwa um 500 v. Chr. Teile der Gegend wurden bebaut und fruchtbar gemacht. Der Bussen war befestigt und besiedelt. Im Zuge des Neubaus der Umfahrung der Bundesstraße B 311 bei Unlingen (Landkreis Biberach) und der nachfolgenden Rettungsgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) kamen im Sommer 2016 unerwartet mehrere gut erhaltene und außergewöhnlich ausgestattete keltische Gräber aus der Hallstattzeit (8./5. Jh. v. Chr.) zum Vorschein. Mehr über den Fund des frühkeltischen Wagengrabes erfahren Sie hier.
Dann rückten Germanen nach und etwa mit Beginn der christlichen Zeitrechnung kamen die Römer in diese Gegend. Nachweislich kreuzten sich zwei Römerstraßen an dem Platz wo heute Unlingen steht. Um 260 n. Chr. kamen dann die Alemannen. Dass Unlingen eine alemannische Siedlung war, zeigt sich nicht nur durch die Lage an einem Berg und in der Nähe von Wasser, sondern hauptsächlich durch die Endung "ingen". In den Jahren 550 - 600 n. Chr. soll ein gewisser Unilo mit seiner Sippe den Flecken, den wir heute Unlingen nennen, besetzt haben. Bereits 805 wurde der Ort Asenheim bzw. Asinheim erwähnt, wo auch eine Burg gestanden hat. Der Name besteht heute noch als Ensenheim und liegt auf der Markung Unlingen. Der Ort gehörte zum Besitz der Alaholfinger Grafen, welche Güter anno 805 und 824 an das Kloster St. Galllen vergaben. Im 11. Jahrhundert wurden große Ländereien und Besitztümer hier um Unlingen von den Alaholfinger an das Kloster Reichenau geschenkt. Mitte des 13. Jahrhunderts befanden sich reichenauische Besitzungen in Unlingen als Lehen in den Händen der Grafen von Veringen.
1269 wurde erstmals urkundlich eine Pfarrkirche in Unlingen erwähnt, die im 30jährigen Krieg mehrfachen Plünderungen ausgesetzt war. 1711 erfolgte eine geringfügige Renovierung und 1719 fand ein umfangreicher Umbau statt. Von 1772 - 1780 wurde eine grundlegende Innenrenovierung durchgeführt. Die Kirche wurde im Barockstil erbaut und der Hochaltar sowie das Chorgestühl wurde vom Riedlinger Bildhauer Johann Josef Christian und seinem Sohn Franz Josef errichtet. Aus dem Jahre 1677 stammt die älteste und zugleich auch schwerste Glocke.
1271 wird eine Burg an der Donau im Gewann Eichert erwähnt, die den Grafen von Veringen gehörte. 1291 kam das gesamte Gebiet an die Habsburger und somit gehörte Unlingen mehr als 500 Jahre zu Vorderösterreich. Die Pest im Jahre 1346 forderte viele Todesopfer in der Gemeinde. Ehe man das Jahr 1400 schrieb, trat Unlingen in Beziehung zu dem mächtigsten und bedeutendsten Adelsgeschlecht in Oberschwaben, den Truchsessen von Waldburg. Bereits im Jahr 1397 besaß Truchsess Hans das Schloss und die Vogtei Bussen als österreichische Pfandschaft.
Das Franziskanerinnenkloster "Mariä Heimsuchung" entstand im Jahr 1414 aus einer Sammlung von drei Schwestern aus Gundelshausen, die ein hl. Bündnis, bis an ihr Ende keusch zusammenzuleben und Gott zu dienen, abschlossen. Bereits im Jahre 1420 erhielten die Schwestern von Ritter Johann Walter von Ellerbach (Erbach) ein Haus nahe der Pfarrkirche das ihnen im Jahre 1461 samt Grundstück geschenkt wurde. In dieser Zeit schlossen sich die Schwestern der dritten Regel des hl. Franziskus an. Während des 30jährigen Krieges wurde das Kloster mehrmals geplündert. 1669 wurde der Grundstein für ein neues Schwesternhaus des Klosters gelegt. 1686 wurde die Klosterkapelle, das Gast- und Handwerksgebäude sowie das Stall - und Scheunengebäude erbaut. Im Jahr 1782 wurde das Kloster von Kaiser Joseph II. aufgehoben. Die gesamte Klosteranlage kam 1783 in Besitz der Gemeinde. Die letzte der Schwestern, denen das Recht eingeräumt wurde, in den Klosterräumen zu bleiben, starb 1830.
Das Schwesternhaus (Westflügel) diente lange Jahre als Schul- und Wohnhaus sowie als Kindergarten. 1998/99 wurde eine grundlegende Sanierung und Umbau zu Eigentumswohnungen durchgeführt. Das Gast- und Handwerksgebäude (Ostflügel) wurde teilweise als Kornhaus und Ratsstube benutzt. 1860 wurde das Schulhaus mit 2 Lehrerwohnungen untergebracht. 1999/2000 fand eine grundlegende Sanierung und Umbau zum heutigen Rathaus statt. Das Stall- und Scheunengebäude wurde bald nach dem Übergang zur Gemeinde privatisiert. 1866 wurde es zum Gasthaus Eck mit Wohnung sowie Stall und Scheune umgebaut. Der Klosterinnenhof (Barockgarten), zwischen Ost- und Westflügel gelegen, wurde im Jahr 2000 fertiggestellt.
Da die Unlinger ohnehin nicht gerne unter der Herrschaft der Truchsessen standen, weigerten sie sich im Jahre 1516 den Zehnten zu bezahlen. Am 12. März 1525 trafen sich im Ried auf Markung Unlingen 2000 aufrührerische Bauern von der gesamten Gegend, um sich gegen die Herrschaft aufzulehnen. In der selben Zeit bildete sich der Baltringer als auch der Bodenseer und Allgäuer Haufen. So kam es dann zum Bauernkrieg zwischen den Bauern und dem Bundesheer der Truchsessen. Die Bauern erlitten schwere Verluste und wurden noch mehr unterdrückt.
Der Hexenwahn Ende des 16. Jahrhunderts war auch in Unlingen verbreitet. So wurde erstmals im Jahre 1586 eine Frau, die der Hexerei beschuldigt war, nach einer amtlichen Verurteilung verbrannt. Um die 40 Frauen mussten auf diese Weise ihr Leben lassen. Es gibt eine Kartenzeichnung von 1590, auf der im Norden der Markung Unlingen nahe der Donau die Hinrichtungsstätte eingezeichnet ist (siehe Bild rechts).
Im Jahre 1618 brach in Böhmen der 30jährige Krieg aus. Auch Unlingen blieb dabei nicht verschont. 1627 zogen Truppen der Regierung durch die Gemeinde und von 1632 - 1634 kamen die feindlichen, schwedischen Truppen. Unlingen und Umgebung lagen in Trümmern und die Felder waren verwüstet. Zu der allgemeinen großen Not grassierte um 1635/36 die Pest, an der viele starben. Laut Heimatbuch war Unlingen fast ausgestorben. Erst im Laufe des Jahres 1648 kehrte wieder etwas Ruhe ein.
Kaiser Leopold I. verlieh den Unlingern am 09. Dezember 1682 in einem großen Wappenbrief das Recht zur Führung von Wappen und Siegel. Bei diesem Wappen, das einen schwarzen Adler auf gelbem Grund darstellt, der auf einem grünen Dreiberg stehend im rechten Fang das österreichische Wappenschild hält, handelt es sich nach wie vor um das offizielle Wappen der Gemeinde.
Im Jahr 1683 standen die Türken vor Wien. Auch von Unlingen wurden Türkensteuern und Soldaten gefordert. Im 17. und 18. Jahrhundert fanden weitere Kriege statt. Unlingen blieb von Truppenbelagerungen, sei es von den feindlichen Franzosen oder den eigenen Truppen, nicht verschont. 1769/70 wurde für die ominöse Brautfahrt der 14jährigen Maria Antoinette, der künftigen Königin von Frankreich, durch das Militär eine Straße, die sogenannte Dauphinestraße, durch Unlingen gebaut. Die Truchsessen von Waldburg verkauften im Jahre 1786 ihren ganzen Besitz an die Fürsten von Thurn und Taxis. Durch den Frieden von Pressburg am 26.12.1805 verlor Österreich seine Besitzungen in den Vorlanden. Die Bussengegend kam dadurch 1806 zu Württemberg. Das Oberamt Riedlingen wurde im Jahr 1807 gebildet. In der Zeit von 1807 bis 1810 wurden die Gemeinden Unlingen, Dietelhofen, Göffingen, Möhringen und Uigendorf dem Oberamt Riedlingen zugewiesen. Im Jahre 1818 wurde die Leibeigenschaft durch die Obrigkeit endgültig aufgehoben.
Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Verkehr in der gesamten Gegend eine gewaltige Veränderung. Die Donautalbahn wurde gebaut und am 15. Juli 1870 mit dem Bahnhof eröffnet. Mit der zweiten Eisenbahnlinie, der Kanzachtalbahn, erhielt Unlingen 1916 einen Ortsbahnhof. Diese Linie wurde bereits im Jahre 1960 wieder eingestellt. Nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Friedens kam der 1. Weltkrieg (1914 - 1918). Die Bürger dieser Gegend wurden zu den Waffen gerufen und mussten auf allen Kriegsschauplätzen kämpfen. Viele haben dabei ihr Leben gelassen. Bereits 21 Jahre später musste wiederum zu den Waffen gegriffen werden. Der zweite Weltkrieg (1939 -1945) hatte begonnen. Die in der Heimat Zurückgebliebenen mussten viele Gefallene und Vermisste beklagen. Zeugnisse für die vielen Opfer der beiden Kriege ist das von Prof. Rieber bei der Pfarrkirche Unlingen errichtete Kriegerdenkmal, sowie auch die Kriegerdenkmäler in den Ortschaften Dietelhofen, Göffingen, Möhringen und Uigendorf.
1938 wurde der Kreis Saulgau aus den Oberamtsbezirken Saulgau und Riedlingen gegründet. Somit kam auch Unlingen mit seinen späteren Ortsteilen Göffingen und Möhringen zum Kreis Saulgau, während Dietelhofen und Uigendorf dem Kreis Ehingen zugesprochen wurden. Die am 1. Januar 1973 in Kraft getretene Kreisreform hatte die Aufteilung des Kreises Saulgau zur Folge. Ein Teil wurden dem Landkreis Sigmaringen, der andere Teil dem Landkreis Biberach zugewiesen. Unlingen sowie auch Dietelhofen, Göffingen, Möhringen und Uigendorf gehören seit dieser Kreisreform zum Landkreis Biberach.
Nach der Kreisreform wurde am 01.10.1974 auch die Gemeindereform vollzogen, in dem die freiwillige Eingliederung von Dietelhofen (149 Einw.), Göffingen (294 Einw.), Möhringen (203 Einw.) und Uigendorf (198 Einw.) nach Unlingen (1159 Einw.) erfolgte. Seit dem besteht Ortschaftsverfassung und unechte Teilortswahl. Im Jahre 1975 wurde mit der Stadt Riedlingen eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart.
Neben aller geschichtlicher Tradition, hat es die Gemeinde nicht versäumt, sich im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einer sozial und wirtschaftlich fortschrittlichen und vielversprechenden Gemeinde zu entwickeln. Die gesamte Markungsfläche beträgt 2689 ha, wovon 488 ha bewaldet sind.